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Pitz Alpine Glacier Trail 2020 – von der Hohenloher Ebene auf das Dach Tirols

Freitag, 14. August 2020, 11:45 Uhr

Pitz Alpine Glacier Trail 2020 – von der Hohenloher Ebene auf das Dach Tirols

Timm

Wie kommt man von der Hohenloher Ebene auf die Idee, einen Traillauf auf dem Dach Tirols zu absolvieren? Also dort, wo andere mit der Gletscherseilbahn Tirols höchstes Frühstück im „Café 3.440“ am Pitztaler Gletscher genießen.

Ein Traillauf ist per Definition alles fernab von asphaltierten Straßen. Übersetzt könnte man von (Trampel-)Pfaden sprechen. Berge sind dabei kein Muss. Es kann durchaus flach zugehen. Hingegen wollten die Traillaufneulinge Ralf Kempf, Diethard Sawallisch und Timm Jahns das Bergerlebnis und motivierten sich mit der Vorstellung des Bergpanoramas, das nach geschafftem Anstieg winkt.

Alle Drei kennen sich von der TSG Schwäbisch Hall, in der Ralf und Timm in der TRICON, der Triathlonabteilung, Mitglied sind. Diethard ist wiederum mit Ralf eng befreundet.

Diese fassten schon sehr früh im Jahr den Entschluss sich für den Pitz Alpine Glachier Trail am 7. und 8. August 2020 anzumelden, da gab es Corona in der Dimension noch nicht. Die Zwei wollten noch eine weitere Facette mit dem Traillauf vereinen: Den Ultralauf. Darunter versteht man Laufdistanzen, die länger als ein Marathon, also als 42,195km, sind. Sie meldeten sich daher für die 60km-Distanz an.

Timm kam zu der Anmeldung durch Corona. Die Triathlons fielen fast gänzlich der Pandemie zum Opfer. Mit Triathlon hat man eine gute Ausgangsbasis in drei Sportarten und so nahm er sich mit dem Lauf als Abschlussdisziplin der 30km-Distanz an.

Ralf kurz vor dem Start

Der Wettkampf konnte dank des Corona-Sicherheitskonzepts des Veranstalters glücklicherweise stattfinden. Ralf und Diethard mussten für die 60km um 23 Uhr am Freitag starten. Das bedeutete für beide die Nacht zu durchlaufen und gleich nach dem Start auf 3000m Höhe aufzusteigen und dort den Pitztaler Gletscher zu queren. Im Ganzen absolvierten sie sogar 66km, größtenteils im hochalpinen Gelände, mit ca. 4400 Höhenmetern. Mit Stirnlampe dem Morgendämmern entgegenlaufen, dabei konzentriert bleiben und bloß nicht stolpern, was auf Gebirgspfaden gar nicht so einfach ist – sind Herausforderung genug. Doch dann war da noch die Höhenluft, mit der es klarzukommen galt.

Didi kurz vor Sonnenaufgang

Timm wiederum musste erst um 10:30 Uhr starten, dafür in der prallen Sonne. Seine Tour führte ebenso ins Hochgebirge, ging aber nur (!) bis ca. 2600m Höhe. Er hatte im Ziel 29km mit 1400hm vorzuweisen.

Mandarfen, Start- und Zielort für alle Laufdisziplinen, liegt auf einer Höhe von 1600m. Darin waren sich alle drei Läufer einig: Hohenlohe bietet gute Trainingsmöglichkeiten, auch für solch einen Lauf. Die Anpassung an die Höhe zu trainieren geht allerdings nur im Gebirge und stellte somit für die Drei eine große Herausforderung im Wettkampf dar.

Dennoch erreichte das „Flachlandtrio“ gute Ergebnisse, vor allem in Anbetracht der Rennverläufe: Ralf hatte mit Kopf- und Magenschmerzen zu kämpfen. Der Dreißigjährige legte sich frühmorgens im Tal für 20 Minuten zu einem Powernap ab, aus dem er mit neuer Kraft wieder auf die Strecke ging. Diethard hatte quasi mit dem alpinen Kontrast zu kämpfen: Während der Dreiunddreißigjährige auf den Höhen unterwegs war, hatte er ein mentales Tief. Er ertappte sich beim Gedanken des Aufgebens, forderte sich aber zum Weitermachen auf und fand im weiteren Geläuf wieder in ein mentales Hoch. Beide mussten zudem etwas Tribut zollen, da sie einen sehr, wenn nicht gar übermotivierten Start hinlegten und eine größere Gruppe hinauf zum Gletscher anführten. Vor allem Diethard war es, der vornweg lief und die erfahrenen Bergläufer hinter sich hielt. Timm machte hingegen die Sonneneinstrahlung zu schaffen. Die Temperaturen waren zwar aufgrund der Höhe nicht so spürbar, dennoch wurde der Zweiundvierzigjährige quasi ausgetrocknet; Schatten war Fehlanzeige. Vordergründig konnte er sein gewolltes Tempo ab einer Höhe von ca. 2400hm aufgrund der Höhenluft nicht mehr umsetzen.

Ralf wurde 16ter, mit 13:52h, Didi 19ter mit 14:45h beim 60km-Lauf, Timm bei der 30km-Distanz 45ter mit 4:58h. Die Abbruchquote lag beim dem Ultralauf übrigens bei 25%.

Ungeachtet der Startzeiten, Streckenlänge und Bedingungen: Es war eine beeindruckende und gewaltige Erfahrung, die alle drei im Pitztal für sich sammelten. Und es blieb die Erkenntnis, dass Hohenlohe alles kann, außer Höhenluft.

 


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