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Schneller, Papa!
Freitag, 13. Mai 2022, 20:56 Uhr
Schneller, Papa!
Da standen wir nun. Alles nur wegen des Whiskys vom Bäumlisberger aus Bibersfeld. Denn damit fing an Heiligabend 2020 alles an.
7.55 Uhr am Samstagmorgen, 7. Mai, in Port d’Alcudia auf Mallorca. Noch fünf Minuten bis zum Start. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, direkt an der Ziellinie des Ironman 70.3 2022 - einer der Größten weltweit.
War ich aufgeregt? Ja! Um mich rund 2.600 weitere Triathleten in Neoprenanzügen, neben mir mein Schwager Valerian Seither (ehemaliges TSG-Mitglied), er tritt von einem Bein auf das andere. Auch er ist gleichermaßen aufgeregt wie vorfreudig.
Wir hatten an diesem einen Abend vor zwei Jahren eigentlich nur aus Spaß gesagt, dass wir ja auch mal einen Triathlon machen könnten. Bäumlisbergers Whisky war fast leer, da wurde aus Spaß ein fester Beschluss. „Einfach mal machen“, hat Valerian gesagt.
Jetzt stehen wir hier auf Mallorca und machen einfach mal.
Letzte Umarmungen und gutes Zureden von meiner Frau Laura, meinen Töchtern Lina und Lara und meinen Schwägerinnen. Es macht mich sehr glücklich, sie alle hier dabei zu haben.
„No pressure, Michels“, denke ich mir, „jetzt musst du nur noch liefern. Sie alle sind extra mitgekommen, um uns anzufeuern.“
Valerian und ich reihen uns ein, es geht los. Das Schwimmen tut erstaunlich gut. Etwas ungewohnt ist es, keine Schenkenseekacheln unter mir zu sehen. Aber meine Nervosität verfliegt mit jedem Atemzug.
In der Transition Zone sehe ich das Fahrrad von Valerian noch in der Halterung hängen. Ha, Erster!
Mit dem Rad geht es dann circa 700 Höhenmeter hoch auf die Serre de Tramuntana, im Anschluss ballern wir die Serpentinen runter. An Kilometer 40 taucht Valerian neben mir auf, wir freuen uns beide, dass es so rund läuft, wir heizen für einen Moment zusammen durch die wunderschöne Landschaft, durchqueren kleine Dörfer und genießen die besten Panoramablicke.
Die letzten Kilometer kann ich die Vorzüge meines neuen Triathlonbikes voll auskosten. Ich wiederhole Ralf Kempfs Ratschläge wie ein Mantra: „Immer trinken und alle 20min ein Gel.“ DANKE für diesen extrem wichtigen Tipp, Ralf.
Als ich mit der letzten Disziplin starte, sehe ich am Rand der Laufstrecke meine Leute wieder. Linas High Five und ihre Jubelrufe geben mir den Kickstart, den ich brauche.
Den kurzen Hänger in der zweiten Runde kann ich durch großzügiges Zugreifen am Buffet beheben, ich pfeife mir alles rein, was es gibt: Bananen, Energy Drinks, Cola, Orangen. Lina ruft „Schneller, Papa!“, Papa läuft schneller.
Ich komme im Ziel an. Knapp unter sechs Stunden. Ich bin unglaublich happy. Nach zehn Minuten kommt auch Valerian an und wir fallen uns in die Arme.
Ich bin sehr glücklich über das Erlebte. Mein Dank gilt insbesondere meiner Frau Laura, für all die viele Unterstützung.
Danke an die Tricons, vor allem danke Ralf Kempf für dein Coaching auf den letzten Metern.
Im März 2023 starten wir auf Lanzarote. Aufhören ist keine Option mehr. Wir machen einfach mal. We are hooked.